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enthaͤlt, — nebſt einer hiſtoriſchen Einleitung in dieſelben und in Die dahin gehoͤrigen Schriften :
DTRNESESEHEN von
Johann GlorgWalch
der heiligen Schrift Doetor und Prof. Publ. Ord. auf der Univerſitaͤt Jena, wie auch Schfünft, Saͤchſ. und Brandenburg. Onolzbachiſchen Kirchen- und — —
‚Halle im Magdeburgiſchen. S Druckts und verlegte Johann Juſtinus Sean. | | 1 R 2 4 6. | |
DR)
In den drey vorhergehenden Theilen der ſaͤmtlichen Schrifften des ſeligen Eutheri, als in dem XV, XVI. und XVII, find die zu den Neformations: Gefchichten gehörige Documenten ab: = gedrucket und in zwey Claſſen eingetheilet worden, fo daß man
zu der erften Diejenigen gerechnet, welche zu der eigentlichen Res Ä
formations » Hiftorie und alfo zu demjenigen, was mit den Papiften vorgegangen, gehören; zu.der andern aber die, fo die Streitigkeiten mit den Sacramentirern und Neformirten betreffen. Nunmehro gehen in dem gegenwärtigen achtzehnden Band die Streitfchriften ſelbſt an und zeigen fich zuerſt diejenigen, welche Luthe⸗ rus wieder die Papiften verfertiget. Wie felbige hier anzutreffen find und was hey deren Zuſammenleſung und Abdruck geſchehen, will ich mit wenigem melden.
Zuforderſt ift bey ſolchen Schriften auf eine gute und bequeme Ordnung zu | ſehen geweſen. Selbige iſt nicht ſo wohl nach der Zeit, wenn ſie nach einander herausgekommen ſind; als vielmehr nach ee der ſich ee
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es ; | 5, Vorrede.
nen befindet, eingerichtet, und alſo dergeſtalt getroffen worden, daß man dasje⸗ nige zuſammengeſetzet, mas in Anſehung des Streits ſelbſt zuſammen gehoͤret. Bey einem ſolchen Streit Fan man fo wohl auf diejenigen, unter denen derſelbige gefuͤhret worden; als auch auf die Sache, darüber er entfianden, fehen. Bey des hat man hier vor Augen gehabt und Daher gemeine, es werde nicht übel ges than fen, wenn zwey Elaffen der Streitfchrifften Eutheri gemacht und in die eine
. Diejenigen gebracht würden, die Eutherus wieder gewiſſe Perfonen herausgegeben,
mit denen er fich in eine Controvers einlaffen müffen; in die andre hingegen die übrigen kaͤmen, welche eben Fein Abſehen auf befondere ftreitende Theile haben und Deswegen nach dem Linterfcheid ver darinnen abgehandelten Materien auf eins ander folgen müfien. Solche Ordnung habe ich vor beſſer angeſehen, als diejeni« ge, bey welcher fie nad) den Jahren gefeget werden, in denen fie an das Licht ge: tretenfind. Man hatdabey alleszufammen, was eigentlich beyfammen ſeyn foll: man fiehet, was zum gantzen Streit gehörets wie weit er fich erſtrecket; wie eins auf das andere gefolget und Fan lich daher den Verlauf der Controvers viel Teich fer vorftellen: wer vornemlich die Feinde Eutheri geweſen: mie fie eine Unruhe nach der andern erreget. Alles das mus bey der Drdnung der Zeit zerriſſen wers den und wo man den Fortgang einer Streitigkeit erkennen wil, hat man nöthig, die dahin gehörige Schriften in vielerley Theilen, bald hie; bald dorten, aufzu⸗ füchen, und wenn ſi fie zuſammen genommen worden, fo denn gehets erſt an, daß die Folge der Streitfehrifften erkannt wird, Damit wird der Umftand ver Zeit _ nicht aus den Augen gefeget. Die Hiftorie folcher Controverfien bringt mit fid), daß. man weis, wenn eine jede angegangen iſt; es kan aber das gar leicht bey iegli⸗ — * — bemercket und angezeiget werden, wenn ſie zum Vorſchein gekommen iſt,
| Rach — belebten Ordnung befinden fich i in diefem Theil die Schrifften Lutheri, Die er wieder die Verehrer der Ariftotelifchen Philoſophie und Vertheidiger des freyen Willens: wieder den Silveſter Prieriatem und Johann Tetzeln, den bekannten Ablas⸗ Kraͤmer: wieder Hieronymum Dungersheim, der auch Och⸗ ſenfset genennet wird, ſonderlich wegen der Hoheit und Gewalt des Pabſts: wie⸗ der D. Ecken und di — —— 4 are ir und Paris, ale — ſeine Buͤcher
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Vorrede. a
und Eehren verdammt hatten: wieder Auguſtinum von Alveld, einen Francifcaner, ingleichen wieder Jacobum Latomum, Hieronymum Emfer und die Minoriten zu Juͤterbock: auch wieder Ambrofium Catharinum und Erasmum herausgegeben hat. Sie find wieder. nach dem Unterſcheid der Perfonen, gegen welche fie aufge feßet worden, in befondere Claſſen eingetheilet, und eine iede faffet diejenigen allein in fich, welche denjenigen Gegner angehen, mit dem Lutherus zu fireiten gehabt, Auſſer diefen Schriften, die hier angetroffen werden, find noch andere, Die Lutherus wieder die Papiften ans Eicht geflellet, und die nach der gemachten _ Ordnung hieher gehören ; da fie aber vor diesmal zurück ſtehen müfjen und nicht alle in einen Theil zu bringen gewejen; fo werden ſie in dem folgenden erſcheinen.
Indem bisher aller eig angewendet worden , daß biefe Sammlung der Schriften Eutheri, fo viel möglich, vollftändig werdenmögte, fo hat man ſich auch folches bey diefem Theil, der jego and Licht kommt, angelegen fepn laffen. Zu dem Ende ift dasjenige, was von Streitfchrifften Eutheri in den lateiniſchen Theis en befindlich iſt; in den deutfchen aber noch nichtgeftanden, in die deutſche Spra- che überfeßet und dieſem Band eindetleibet worden, und da dergleichen mit vielen ſolchen Schriften gefchehen ıft; fo wird nunmehr auf folche Weile eine weit gröfs fere deutſche Sammlung derſelbigen, als man vorhin gehabt, geliefert, Auſſer diefen Schriften feldft ift verfchiedenes , fo die Hiftorie eines Streits angehet, aus _ den Neformationd: Urkunden an gehörigem Ort angezeiget und in einem Anhang aus den Briefen Eutheri dasjenige. mitgetheilet worden, fo ebenfals deſſen Eontros verfien betrift. Es ift diefesnicht ohne Urſach gefchehen. In den Briefen Euthe: vi findet fich x vieles von deſſen Streitigkeiten, Darinnen er entweder von feinen Geg⸗ nern und den mit ihnen gehabten ſtrittigen Puncten ein Urtheil gefaͤllet und ſeine Gedancken offenhertzig und freymuͤthig eroͤfnet; oder eine Nachricht gegeben, welche die Geſchichte ſeiner Controverſien erläutern. Damit man nun dasjenige, fo zu einer geführten Streitigkeit gehöret, fonderlich aus den Schriften Eutheri, beyſammen haben möge; fo find um deswegen deſſen erwehnte Briefe; oder ge⸗ wiſſe Stellen daraus mit hieher gebracht ein Anhang Daraus gemacht; ober ee | 23 a wo
— ——— Voeoerrede.
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wo fie fehon unter den Documenten Der Reformations⸗ Hiſtorie ſtehen, angezeiget worden.
Anfänglich mar man millens, auch die Schriften der Gegner allezeit bey: drucken zu laffen; nachdem aber die Sache ferner überleget wurde, fande man vor nöthig, dieſen Entfchlus gewiſſer maſſen zu andern. Es flunde entgegen, daß auf folche Weife dag Werk würde vergröffert werden und mehrere Theile zu machen ſeyn, denn man vorhin zu liefern veriprochen, zumal da unter den Schriften der
- Gegner manche weitläuftig und ſtarck find: daß folche Bücher mehrentheils fehlecht und elend gerathen und nichts anders, als unnüße Gewaͤſche: Läfterungen und Schmaͤhungen wieder Lutherum in fich faſſen, und daß fie auch nicht alle ſo gleich bey der Hand waren und deren völlige Zufommenlefung den Druck aufgehalten hätte. Demnach hat man, wie ich gedacht habe, den erft gefaften Schlus ge: Andert und ihn vielmehr dahin eingerichtet, daß weil gleichmol eine Eontrovers viel- mals gnauer und richtiger Fan beurtheilet werden, wenn man beyder Theile Schriff: ten beyfammen hat und fiegegen einander hält, einige von den Schrifften, welche die MWiederfacher Eutheri gegen ihn verfertiget, indiefe Sammlung gang Fommen folten, beſonders wenn fie nicht alzugros gerathen; von etlichen Hingegen wolle man nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde nur einen Auszug mittheilen und noch andere gaͤntzlich weglaſſen. Nach folcher Einrichtung ift bey dieſem Band der Anfang der Sache ge: macht worden und in den folgenden wird man auf gleiche Weiſe damit fortfahren,
Voran habe ch eine hiſtoriſche Einleitung in die Streitigkeiten CLutheri mit den Papiſten und in die dahin gehörige Schrifften ge⸗ feget, in der Abficht, daß ich Damit die Hiftorie der von Luthero geführten Con: troverſien erläutern und verfchiedenes anmercken mögte , welches vielleicht bey dem Gebrauch der von Luthero wieder feine Gegner herausgegebenen Schriften ſelbſt einigen Nutzen haben duͤrfte. Es iſt dieſe Einleitung in gewiſſe Capitel eingethei⸗ let. In dem erſten habe ich von den Streitigkeiten Lutheri mit ſeinen Gegnern überhaupt gehandelt, und unter andern gewieſen, daß er mit allen denjenigen Ga⸗ — ſo wohl auf Seiten des Verſtands: ; als Willens von GOtt ausgeruͤſtet wor⸗
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u, Te Den; welche nöthig find, mern die Kriegedes HErrn zur Erhaltung und Wachs⸗ thum der Wahrheit und zum Heyl des enangelifchen Ziong follen geführet werden; zugleich aber auch die Borwürfe, welche die Papiften wieder ihn, fonderlich in Abs ſicht auf feine Eontroverfien, machen, aus dem Wege geräumet, Der eine iſt,
daß er in feinen Meinungen unbeftändig geweſen und folche Eehren behauptet, Die
einander wwiederfprächen: der andere, daß er fich einer heftigen und Bittern Schreib: art wieder feine Feinde bedienet und damit dasjenige aus den Augen gefeßet, was bornemlich in Wertheidigung der Wahrheit und MWiederlegung der Irrthuͤmer zu beobachten, nemlich die Befcheidenheit, Freundlichkeit und Höflichkeit. Im den folgenden Eapiteln Habe ich die Hiftorie der Streitigkeiten Lutheri, fo weit, als die hier befindliche Schriften gehen, und wie es die beliebte Ordnung derſel⸗ ben mit ſich Bringt, nach) einander erzehlet, dergeftalt, daß ich zuerft von dem Les ben eines ieden Öegners, mit dem Eutherus zu ftreiten gehabt, eine Eleine Nach⸗ richt gegeben, als von Tegeln, Ecken, Eatomo, Emfern und andern, vornem⸗ lich denjenigen zum Beſten, denen folcher Leute Umſtaͤnde eben nicht fonderlich bes Fannt find; noch Gelegenheit haben, fich felbige aus andern Büchern Defannt zu machen, Hierauf bin ich auf die Schriften beyder Theile, die zu einem ieden Streit gehören, gekommen und habe ihre Titul und mancherley, beſonders erſte Ausgaben angeführet: auch angezeiget, wo fie fonften, zumal in den Iateinifchen und deutfchen Theilen der Bücher Eutheri, wieder abgedruckt worden und wenn bey einer Controvers mehr; als eine Schrift von einem Theil herausgefommen, wie fie auf einander gefolget, damit man den Anfang und Fortgang des Streits ordentlich erkenne. < Doch habe ich es ben der bloffen Anführung der Titul und Editionen folcher Schrifften nicht bewenden laſſen; fondern auch ihren Innhalt er: zehlet und aus denfelben Bald viel; bald wenig angeführet, nach dem e8 ihre Be- fchaffenheit mit fich gebracht; damit aber habe ich zugleich Gelegenheit gehabt, ih⸗ ven Werth zu erfennen zu geben und zu tveifen, wie hoch eine iegliche zu fchägen
fey. In den Anmerkungen habe ich dasjenige, was ic) gefaget, entweder erläutert; oder bewieſen; oder noch mehrere zu diefer Hiftorie gehörige Umſtaͤnde beygebracht. Mit diefer angefangenen Arbeit werde ich bey den folgenden Theilen fortfahren, ent) SO nach a: a eben und Gefundheit N |
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a ze Vorrede.
u. 2 a AM EN ER. Dieſer barmhertzige GOtt ſey vor Die Gnade, welche er bis daher zu dieſem Werck verliehen, gelobet und geprieſen; er fahre aber nach dem Reichthum ſeiner Guͤte ferner fort, dabey gnaͤdig zu ſeyn und laſſe ſolches nicht nur ungehindert fort⸗
gehen und zu einem erwuͤnſchten Ende kommen; ſondern auch Daraus eine geſegne—
te Feucht nach der andern entftehen, daß dadurch) fein heiligfter Trame ie mehr und mehr verherrlichet und viele Seelen zur heilfamen Erfänntnis der evangeliſchen
Wahrheit geführet und darinnen befeftigek werden. Das thue er um feiner ewi⸗
gen Liebe und geliebten Sohnes willen, Amen.
Jena, den 15. Mai 1740.
Joh. Georg Wald),
Hiſoriſche Sierum
in di
Sfreitigfeiten Vutheri muit den Papiſten in die dahin gehörige Schriften
Erſter Ibſchnit * Vuthert Streiti gkeiten mit den Papiſten,
in Abſicht auf die Perſonen, mit denen er ſolche gefuͤhret.
Erſtes Capitel
von den
Streitigkeiten Lutheri mit ſeinen Gegnern iserhaupt
Saar | eh OTT hatte nach feiner Leis: | andersz denn daß erden Menfehendenre = heit | den feligen Lutherum zu| ten Peg des Heils zeigte. Er mufte Die = einem öffentlichen Lehrer feiz| evangelifche und zur Seligkeit nöthige
ner Kirche: ja, zu demjenigen; Wahrheit vortragen und andere darinnen Werkzeug auserfehen und| unterweifenz folche aber auch wieder die berufen, Durch welches Die gefegnete Refor⸗ Öegner vertheidigen und den Ungrund der mation folte angefangen und fortgefeset| falfchen Lehren entdecken. Wienöthigdie werden... Er Eonnte demnach vermoͤge Die ſes ſey, ſahe er wohl ein. Unter andern ſes von oben herab uͤberkommenen Amts nicht mercket er au 9), wenn indem Buch Ne
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— in der Auslegung de der Ein, am Ehrifttag, fo fich in der Kirchen: Poftill und zwar im XI, — der RER Lutheri p. 137. nach diefer Edition befindet.
* 7 iſtoriſche Einleitung © 7 Er * a hemiägemeldet werde, daß man bey Nieder ı Feinde einen Sieg nach. dem andern. "Er
Erbauung der Stadt Jeruſalem mit der ruͤſtete ihn mit allen denjenigen Gaben aus, einen Hand gebauet und in der andern der welche noͤthig find, wern die Kriege des
Feinde wegen das Schwerdt gehabt, ſo Herrn zur Erhaltung und Wachsthum der
ſey Damit angedeutet, daß ein Bifchof nicht Wahrheit und zum Heyl des ewangelifchen nur lehren; fondern auch ftveiten und die Zions follen geführet werden. -Dadurc) Miederfprecher ftrafen muffe, und ſetzet hin⸗ war er auf Seiten feines Berftandes vermoͤ⸗ zu: mit der einen Hand mus man die) gend, mit ausnehmender GrimdlichEeit und Ehriftenbeit bauen, beffern, lebren, fpeis | befonderm Nachdruck wieder feine Genauer fen: mit der andern den Teufel, den Ke- | zu veden und zu fchreiben. Die Gruͤnde, ern, der Welt Diederftandrhun. Denn | deren er ſich zum Beweis der Wahrheit und wonicht Wehre ift, da bat dev Teufel| zum Wiederlegung Der Irrthuͤmer bediente,
‚die Weide bald verderber, welcher er| waren nicht fcheinbar, fondern hatten die
feind iſt. An einem andern Dre I gibt er groͤſte Kraft einer Ueberzeugung bey fich. eben das zu erkennen und fehreibet, ein Pre⸗ Sie Eonnten denen, melche wiederfprachen, diger muͤſſe nicht allein weiden und die Schaz| das Maul ftopfen, und die, fü die Wahr⸗ fe unterweifen, wie fie vechte Ehriften feyn] heit zu erkennen angefangen , dergeſtalt be⸗ ſollen; fondern auc) den Woͤlfen wehren, |feftigen, daß fie eine mehrere und groͤſſere daß fie jene nicht angreifen, mit dem Bey⸗ Derficherung erhielten. Mit Necht hat füß: Denn was ift das gebauet, wenn| Job. Matheſius 9) von ihm gefchrieben : ‚ich Steine aufwerfe und febe eineman-|ob wol feine, Bruͤder und andere Or⸗ dern zu, der fie wieder einwoirft. dens Leute wieder ihn difputirten, fo m, §. II, konnten fie doch wieder-ihn und feine fe«
Bey diefer Erkaͤnntnis lies. es Lutherus fte Gründe nichts beftändiges aufbrins nicht bewvenden; fondern grief die Sache gen; oder erhalten. Er drang mir der felbft an. Er hatte viel und mancherley | beiligen Schrift durch und alle Sophis Feinde vor fich, fü. die Wahrheit auf dieſe ften und Scotiften muften der’ heiligen und jene Art befturmeten und zu unterdru⸗ Schrift, darauf fi) D. Luther fteurer, cken fuchten, welches ihn denn auchinfovier uͤmſtehen und ibn mit der Propheten lerley Streitigkeiten hineingefuͤhret, daß eres und Apoftel Lehre aufkommen laſſen. bald und zwar vornemlich mitden Papiſten: Das Fonnte nicht anders ſeyn. Er ftritte bald mit den Neformirten; oder Sacra- | mit dem Schwerdt des Geiftes und das mentivern: bald mit den - Fanaticis: bald Wort GOttes war Die einige Duelle, dar⸗ mit den Gefegftürmernund andern Gegnern | aus er feine Beweisthuͤmer leitete. Sol⸗ zu thun hatte. Das verurfachte ihm viele che wuſte er auf eine Deutliche, lebhafte und Mühe und er hatte noͤthig, einen geoffen |durchdringende Art vorzutragen. Leere Theil feiner Arbeit und Zeit Darauf zu wen⸗ Waͤſcherehen: vratorifche Spielwercke und den. Doch wurde alles, was er hierinnen| Künfteleyen finden fich in feinen Schriften vornahm, von obenherab reichlich gefegnet| nicht. Diele und wichtige Sachen hat er und der HErr fehenckte ihm wieder feine’ oftmals mit wenig Worten be
um
b) in der Ausleg. ber 1.Pete. V,2, fo im IX. Theil p. 818 anzutreffen iſt. e) in ber andern Pred, von der Hiſtor. D. Autbers p. 9.
ee in die Streitigkeiten Lutheri. Dr amd wenn ſich auch bisweilen ein LÜberflus)2 Cor. XI, 2. Wie fehr ihm die Wahrheit
an Worten zeiget, fo find gleichwol an den⸗ am Hertzen gelegen, hat er. durch viele un:
felben keine leere Schaalen anzutreffen. Kurs |verroerfliche Proben und unter andern auch _
er folgte Paullo und Fonnte mit ihm fagen; durch den Ausfpruch: lieber mag der Sim»
mein Wort und meine Predigt: die ich auch gegen die Feinde anftelle, ift nicht in vernünftigen Reden menfchlicher Weis⸗ beit; fondern in Beweiſung des Beiftes und der Kraft, 2Cor. 11,4. 3’ Ad 1 Dice
“An einem guten Willen fehlte es. bey Lu⸗ thero auch nicht. Sein Hers war. durch den Glauben dergeftalt gereiniget, daß er feinen GOtt und feinen Nechſten hertzlich liebte: nicht Sich ;_fondern was des Herrn. JEſu ift, ſuchte: in allem, was er vornahm, ein kindliches Vertrauen auf die Guͤte des HErrn ſatzte und in aller Wiederwaͤrtigkeit einen heroiſchen Muth und eine gedultige Freudigkeit fehen lies. Cine folche, durch die Gnade GOttes geheiligte, Gemuͤths⸗ Beſchaffenheit machteihnerft recht gefchickt, dor die Wahrheit zu ftreiten und fich dabey feinem GOtt gefällig zumachen. Die Ab- ficht, Die er führte, war rein und lauter und er ſuchte bey feinen Streitigkeiten nichts an⸗ ders; denn GOttes Ehre und der Men: fchen Seeligkeit zu befördern, eben weil er GoOtt uͤber alles und den Nechften als fich jelbft liebte, mithin, danach dem Ausſpruch EHriftifein Auge einfaltig war, fo war auch fein ganger Leib Licht, Matth. VL, 22.23. Bey einer fo vedlichen Abficht fuͤhrte er Die
mel einfallen, als ein einiges Rörnlein der Wahrheit untergehen, zu erkennen gegeben. Darum wurde er durch das Ubel der Irrthuͤmer und, gefährlichen Lehren in feinem Gemuͤth geruͤhret undin eine Betruͤb⸗ nis gefegel, Darum war er. bey folcher fchmerslichen Empfindung begierig, den Irr⸗
‚geiftern zu wiederſtehen undfich der Wahr⸗
heit anzunehmen und wenn er Diefes that, war er vorher von Der Nichtigkeitz oder Falfchheit einer Lehre vollig verfichert, und
ſahe dabey nicht nur ein, ob Diefer und jener
Irrthum viel; nder wenig auf fich habe;
fondern enthielte fich auch aller. unzuläßigen -
tittel, aller Aufferlichen Gemwalt, Lügen, Verdrehung, Lafterung und dergleichen.
Alles das brachte der wahre Eifer mit Sich, und dieſer befam bey ihm noch Dadurch) ſei⸗ ne rechte Geftalt, indem fich die Sanft⸗
muth mit demfelbigen vereinigte und ihm
gleichfamdie gehoͤrigen Schrancken vorſchrie⸗ be, ſo daß er nebſt dem Ernſt, zugleich Liebe
—
und Beſcheidenheit auf die Maaſe, wie es
die Umſtaͤnde der Irrthuͤmer und der irren⸗
den Perſonen erforderten, ſehen lies. Das
war eben die rechte theologiſche Moderation,
die Sich bey ihm befande. | | So 1. en Die sottgefällige und erfpriesliche Art,
Streitigkeiten auf eine Art, dieder Wahr⸗ Streitigkeiten zutreiben,erfordert auf Seiten
heit und Liebe gemas war. In Anfehung der Wahrheit felbft, weiche er vertheidigte und wieder Die Gegner reftete, bezeigte er einen Eifer, der aus der Liebe gegen GOtt
des Willens auch eine Redlichkeit gegen die Feinde, wieder welche man ftreitet.
feinen Controverſien als einen tedlichen
Sie war ebenfals bey Luthero und er hat ſich bey
und Menſchen entftundeund alfo auch feinen Mann erwieſen, indem er die Meynungen
Grund in der Gnaden⸗Wuͤrckung des heir der Gegner aufrichtig fürgeftellt: ihnen ligen Geiſtes hatte, daß er mit Paullo konn⸗ nichts faͤlſchlich beygemeſſen: ihre Worte
te jagen: ich eifre mie goͤrtlichem Eifer, nicht verdrehet; noch in einem u | \ a3 2 um
Re Hiftorifhe Zinletung
Sinn angenommen. Er war gegen ſie nicht arowoͤhmſch: urtheilte nicht aus einem ger - Häßigen Gemuͤth von ihren Meynungen, und legte ihnen nichts ohne Grund bey. Da⸗ mit hatte ihn GOtt mit allen denjenigen Ga⸗ ben verfehen, welche bey demjenigen nöthig find, Der zur Befoͤrderung „Der göttlichen Ehre und a1 un Die evangelifche Wahrheiten vertheidigen und Die ihnen entgegen ftehende Irrthuͤmer, fo, wie es die Sache erfordert, wiederlegen will, Lutherus wwargelehrt: inder Schrift mächtig und hatte ein durch den Glauben gereinigtes Merz. Er Fonnte daher den Sieg über feine Feinde leicht erhalten, wel- che ohne Dies mehrentheils Leufe waren, Der nen e8 fo wohl am guten Verſtand; als Willen fehlte. Sie waren ungefchicft und ungelehrt: fie wuften Die Schrift nicht und
zum ewigen Heil der Menjchen
—, — her, daß er in ſeinen Meynungen unbeſtaͤn⸗ dig geweſen und ſolche Lehren behauptet, die einander wiederſpraͤchen; es iſt aber derſel⸗ be von keiner Erheblichkeit; noch vermoͤ⸗ gend, Lutheri Ruhm im mindeſten zu ver⸗ ringern: vielmehr geben ſich Umſtaͤnde da⸗ bey zu erkennen, die ihm nicht zur Schande; ſondern zur Ehre gereichen. Es iſt wahr, daß er bisweilen von dem, was er vorhin geſchrieben und behauptet gehabt, abgegan⸗ gen und dafuͤr das Gegentheil; oder was anders angenommen. Doch geſchahe die⸗ ſes nicht aus dem Grund einer leichtſinnigen und intereßirten Unbeſtaͤndigkeit; ſondern es kam ſolches daher, weil er nach und nach zu der Erkaͤnntnis der Wahrheit gelangte und ihm in der Erleuchtung immer ein groͤſ⸗ ſeres Licht aufgieng. Nach dieſem geiſtli⸗ chen Wachsthum konnte es nicht anders
hatten dabey ein boshaftiges Hertz. In ih⸗ ſeyn, als daß er manches einſahe, ſo er vor⸗ ven Streitigkeiten machten fie ſich mehr an her noch nicht eingeſehen hatte: mauche
die Werfon Lutheri; als an Die Sache felbft. | Meynungen, Denen er bisher beygepflichtet Ihre Gruͤnde beftunden vielmals nur in geweſen, geändert und feine Schriften im- Schmaͤhungen und Läfterungen; oder ſonſt mer veiner, beſſer und lauterer abgefaffet. in leeren Worten, welches nicht ohne weile | Das zeigte bey ihm nicht fo wohl ein unbe⸗ Zulafung GOttes geſchahe. Mit Recht ſtaͤndiges; als vielmehr ein aufrichtiges und ſchrieb Lutherus an Juſtum Jonam 9): die Wahrheit liebendes Gemuͤth an. Cr communis et perpetuus furor hactenus fuit ſelbſt achtete ſich dieſes vor Feine Schande; omnium papiftarum, in me ſeribentium, ve ſondern bekannte feine Schwachheiten oͤffent⸗ contra Lutherum feribant omnes: contra |lich) und verlangte , man folte feine. erjtere Lutheri cauffam feribat nullus. Schriften, Die er entweder noch vorz oder BEN. bald nach dem Anfang der Reformation
Mit dem, tvas ich jego gefagt, ſind Die ausgehen laflen, von den letztern unterſchei⸗ Feinde Lutheri nicht zufrieden. Sie haben |den und jene gang bedachtlic) und mit groß - ihm das Lob, das ihm, als einem Verthei⸗ |fem Mitleiden leſen, weil fich darinnen noch Diger der evangelifchen Wahrheit mit allern | manches unlauteres und ivriges, fonach dem Recht zukommt, durch einen zweyfachen Pabſtthum ſchmecke, befinde. Unter an⸗ Vorwurf ſtrittig machen; oder folches ver⸗ dern fehreibt er D Für sen Dingen biete Dunkeln wollen, . Den einen nehmen fiedar|ich den chriſtlichen Leſer und bitte ihn um
e)in der Vorrede zum erften Theil feiner Lateinifchen Bücher, der 1545. zu Wittenberg beraug- gekommen. Sie ſteht im XIV. Theil dieſer Samınfung der Schriften Luͤheri 9.427.
in die Streitigkeiten Lucheri. 7 um unfers HErrn JEſu CArifti willen, | oder Lehre mit der Schrift überein Fam, ſo daß er meine erften Bücher ganı be» blieb er dabey feſt und unbeweglich. Er war daͤchtlich und mir groſſemMitleiden wol⸗ | davon nicht abzubringen. Cine Probe fol le lefen und wiſſen, daß ich vor diefer Zeit cher Standhaftigkeit lies er bald im Anfang auch ein Moͤnch und der rechten unfin- der Neformation dey feiner 151g mit dem Cars nigen und für vechter beuchlerifcher Anz |Dinal Caietano angeftelten Unterredung fer dacht und Beiftlichkeitrafenden Papiften hen, Daß wie gedachter Cardinal einen Wie⸗ einer geweſen bin, da ich diefe Sache wie⸗ derruf von ihm verlangte, ſo fagte er ihm
der den Ablas anfieng, worauf er hinzuſe⸗ frey heraus, er werde dieſes nimmermehr bet, man werde in feinen erſten Schriften thun, es fey denn daß man ihn aus der
und Büchern finden, daß er viele Artikel Schrift eines Irrthums überführe., Auf
damals dem Pabſt aus 'groffer Demuth dem Reichstag zu Worms ısar wurde er ge⸗
nachgelaffen und eingeraumet habe, Die — ob er das, was er in ſeinen Büchern nachmals vor die ſchrecklichſten Gotteslaͤſte⸗ geſchrieben, wiederrufen wolte? er gab aber rungen und Graͤuel gehalten und verdammt zur Antwort, es koͤnne das nicht geſchehen, habe: ja in Ewigkeit Dafür gehalten und und bat um die Barmhertzigkeit GOttes verdammt haben wolle. An einem andern willen, man mögte ihn doch ausder Schrift Drt FD fagt ee: daber ifts kommen, daß |uberweilen, daß er geivret habe. Gen die ich meine erfte Bücher babe durch die ſes gefchehen, fo wolle er gerne alle Irrthuͤ⸗ lessten muͤſſen ftrafen und wiederrufen, | mer wiederrufen und felbft feine Bucher ing
infolchen Sachen, die auffer der Schrift | Feuer werfen. Mag man nunfutheromit
find, daß ich dem Pabſtthum hatte zu viel| Recht vorwerfen, daß er in der Lehre unbe Ehre gegeben, und wiederruffe auch |ftandig gewefen 3)? er noch, dergleichen Erinnerungen ernoch mehr S. VI. / gethan haft: Daraus erhellet die eigentlir] Der andere Vorwurf, den man wieder
liche Urſach, warum er ſich ineinigen Mey⸗ Lutherum, fonderlich in Abficht auf die von » nungen geandert: warum er woiederrufen.\ihm geführten theologifche Streitigkeiten,
Die beffere Einficht in Die Wahrheiten und machet, wird von feiner-heftigen und bitten die Begierde, andern mit feiner Erkaͤnntnis Schreibart hergenommen und dabey ange au dienen, trieben ihn dazu an, und das wer⸗ mercket, daß er damit dasjenige aus den Au⸗ den vernünftige und unparthenifche Verfo-Igen gefeget , was vornemlich in Vertheidi-
nen fo wenig an ihm tadeln; ſo wenig dem gung der Wahrheit und Wiederlegung der Auguftino und andern, die dergleichen gez] Irrthuͤmer zu beobachten, nemlich die Ber
than, folches uͤbel ausgelegt worden. Die ſcheidenheit, Freundlichkeit und Hoͤflichkeit. Sache iſt vielmehr zu ruͤhmen; als zu ſchel⸗ Er habe ſich nicht nach Dem gerichtet, was ten. Sahe Lutherus, daß eine Meynung; Paullus verlange, Daß Der ‘Bruder, der f) Diefes hat er in der Antwort auf König Henrichs von Engelland Buch gefchrieben. . 8) Von diefer Befhuldigung wieder Lutherum, daß er in der Lehre unbeftandig geweſen, haben ges
handelt und felbige von ihm abgelehnet: Johann Muͤller in Luthero defenfo cap» 21.p.277%
Johann Georg Neumann diflert, de retractationibus patrum $. 14. welche fich in deffen pri-
mitiis differtation,. academicar, p. 111. befindet. Job. “enr. Sun in palinodia facra ; ‚I cap. 7.9.18, P.
. 20. p. 49. und Joh. Franc. Buddeus in ifagog. ad theol, univerf. bb Ib 1197. benen Jobs Alb, Fabricius in centifol, Lutheran, ps 424, beyzufuͤgen iſt.
— Siſtor ſche Einle rung
Feinde der enangelifchen Wahhe mnd⸗ wie?
von einem Fehl uͤbereilet worden, wieder zu⸗ rechtzuhelfen mit ſanftmuͤthigem Geiſt,
der dieſe brauchte er vornemlich eine Schärfe.
Bal. VI;1. daß ein Knecht des HErrn foll Sie giengen ſelbſt mit ihm ſehr hart uͤm und
freundlich feyn gegen iedermann: die Bofen tragen Eonnen mit Sanftmuth, 2Cimoth. I.
0.24. Solche Belchuldigung hat einigen |
Schein und Ean bey denen, welche entiweder Feine hinreichende Einficht in die Sache har ben; oder wieder Lutherum eingenommen find, einen Eindruck machen. Doch erfen- nen auch die Verftandigen und Unpartheyi: ſchen wohl, daß Lutheri Ehre dabey Fan ge rettet werden. Daß er bisweilen zu hart,
er getraute fich nicht, init einem Fuchs:
fchwans harte Kiöger zu fpalten. Man machteihm den Kopf warn: ſtuͤrmte vonal- fen Orten auf ihn los: ſtreuete Die allerab- fcheulichfte Schmahungen wieder. ihn aus: brauchte wieder alles Recht der Natur und Zernunft: wieder den apoſtoliſchen Sinn und Gebrauch aufferliche Gewalt gegen ihr. Sp war auch, wenn man zugleich auf Die Zeit fiehet, Die damalige Schreibart viel
herbe und hisig wieder ſeine Gegner geſchrie⸗ haͤrter; als jetzo, welches unter andern auch ben, iſt nicht zu laugnen. Inzwiſchen laͤſt der Herr D. Spener *) anmercket und ſa⸗
ſich dabey fragen : ob er nicht ſolcher Schreib⸗ art halber zu entſchuldigen? und ob er der— ſelben ohngeachtet, ſich bey den Streitigkei⸗ ten gottgefaͤllig und ruͤhmlich erwieſen? Lie⸗ be und Wahrheit erfordern, beydes zu, be⸗ haupten. Zur&ntfchuldigung find binlang- liche Grunde vorhanden, man mag dabey auf Lutherum ſelbſt; oder auf feine Geg- ner; oder auf die Zeit, da er gelebet, fehen. Er ſelbſt war ein Menfch. GOtt hatte ihm war den Glauben nach einem reichen Maas mitgetheilet; dadurch aber wurde er nicht von allen Fehlern und Schwachheiten be freyet; fondern GOtt lies ihn fo lange wach? fen und kaͤmpfen, bis er in feiner Behau- fung oben im Himmel die rechte Vollkom⸗ menheit erlangte. Eine ſolche Schwachheit war die hitzige Schreibart. Sie flos nicht aus einem bittern Has gegen die Feinde: nicht aus einem Hochmuth: nicht aus einer andern eingewurtzelten und herſchenden ſuͤnd⸗ lichen Gemuͤths⸗Neigung, allermaſſen er ſonſt Proben gnug von der Verlaͤugnung ſein ſelbſt gegeben und ſich in feinem Leben und Um⸗ gang mit andern liebreich und freundlich er⸗
wiefen, Seine Gegner waren offenbare
get: es iſt dabey auch zu bemerken, daß es folches Seculi Art mehr mit fich ge: bracht und damal bättere Redensarten üblich: deswegen such zu folcher Zeit we⸗ niger anftößig gewefen, als fie jesund find, wie wir finden werden, daß damals auch Sürften mit folchen baren Wor⸗ ten Sffentlich fi) gegen einander ausge⸗ Ioffen, da auch die geringfte fich unter einander alfo zu fchelten, beuc zu Tage, fich ſchaͤmen würden. Diefeund andere - Umftände find ſchon hinreichend, Die. Hef— tigkeit, deren fich Lucherus im ſchreiben bis⸗ weilen bedienet, zu entſchuldigen; jaich werz de nicht unrecht thun, wenn: ich hinzuſetze, es habe GOtt nad) feiner Weisheit vor gut befunden, einen folchen Mann zur Reforma⸗ tion zu erwwehlen, welcher auch von Natur viel Feuer hatte und folches in dem Streit mit den Feinden brauchte. Der Ausgang hat gewiefen, daß Damit mehr; als Durch Melanchthonis, Erasmi md anderer allzufanftes und gelindes Weſen ausgerich- tet worden. |
§. VII Aus dem, was ich jeßo angefuhret er laͤ
h) im II, Cheil der erſten theolog Bedencken p. 712. -
Jat fich auch ohne oofe Mühe ſchlieſſen: ſſen Worten gefället: aduerfus fanaticos,
in die Streitigkeiten Lucheri.
rn.
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wie der andere Punct bey diefer Sache: |pertinaces et fophiftas durus et acer fuit.
ob Luthero ſeiner hisigen Schreibart ohner⸗ achtet, gleichwol das Lob beyzulegen, daß er ſich bey ſeinen Streitigkeiten wohl und gott⸗ gefaͤllig erwieſen habe? zu beantworten. Es iſt ſolcher ebenfals zu bejahen. Daßer dann und wann zu hart geſchrieben, iſt ein Fehler; der aber zu entſchuldigen, wie ich vorher erwieſen habe. Es iſt ein Fehler, der ſich nicht auf das gantze bey einem Streit; ſondern nur auf einen Theil deſſelben erſtre⸗ cket: der nicht die Sache, daruͤber man ſtreitet: nicht die Gruͤnde, deren man ſich bedienet: nicht die Abſicht, die man zu fuͤh⸗ ren hat; ſondern nur den Vortrag: ja ei⸗ gentlich nur gewiſſe Ausdruͤckungen betrift.
Quanquam autem moderationem in eo mul- ti ſapientes et eruditi deſiderarunt; tamen res cauſaque, quam egit, vehementiam ali- quam poſtulavit. Nam vt in medicatione morbis grauioribus remedia valentiora ad- hibere neceſſe eft; ita hac eccleſiæ refor- matione non absque acriore ſtilo refutari et profterni tam dira eccleſiæ romanæ ful- mina, totque virulentaaduerfariorum ſeripta potuerunt. Exftat epiftola amici cuiusdam ad Melanchthonem fcripta, qua petitum eft, vt is ab acerbitate ftili dehortarerur Lutherum. Sed refpondit Philippus: ab- fit a me, vt talem huius viri fpiritum mea voce vel infringam; vel imminuam, quo
Es iftein Fehler, den Lurherusfelbft erkannt | diuinitus regi atque impelli Lutherum ad und daruͤber bisweilen geklaget; jedoch aud) |tanti negorii geflionem heroico quodam nicht ohne Urſach dafür gehalten, das Bez |animo; fiue fpiritu, fatis indicauir. Bey zeigen feiner Feinde waͤre fo befehaffen, daß |Diefen Umftanden geht Luthero durch feine er eine feharffe Lauge auf ihre Koͤpfe giefen hitzige Schreibart an dem Ruhm, denerfich
müffe ). Ein gutes und wohlgegruͤndetes durch fi AUrtheil hat Matthaͤus Drefferus ®) in diez ben, nichts ab),
feine theologifche Streitigkeiten erwor⸗ ——
An—
i) € fan fo wohl deſſen Verantwortung, warum er die groſſen Prälaten, Pabſt, Cardi⸗ näle, Sifchöffe u.f.w. fo hart antafte; als auch deffen Schrift, darinnen er die Urſach anzeiget, warum er dem Koͤnig in Engelland fo ſcharf und hart geſchrieben bat, gelefen
werden. . k) indem Buch de feftis p. 180.
1) Bon der Schreibart Lutheri kan nachgefeben werden, was verfchiedene berühmte Manner da⸗ von gefchrieben und angemerft baben, ald Veit Ludwig von Sedendorf in hift. Luthera- .nifm. libr, III. 8.134. p. 643. Valent. Ernſt Loͤſcher in dem Vorbericht des erften Theis der ausführlichen hiftorix motuum p. 45. Joh. Henr. Maius theol. Luther. p. 12. Ernſt Sal: Eyprian in der Belehrung vom Urfprung und Wachsthum des Pabftthums p. 686. Chriſt. Matth. Pfaff in reponfe à la troifieme lettre du P. Scheffmacher p. 62, Chriſt. Aug. Beumann adnotat. in vitam Lutheri, a Melanchthone expofitam p.20. Man thue die unter dem Hrn. D. Dantzen alhier 1704. gehaltene Difpuration de Luthero, ex acrimonia flili re- prehenfo, hinzu. Es iff merckwuͤrdig, was Ulrich Swinglius rom. ll. operum p. 635.
ſchreibet: plures ex Lutheri libris non aliud;
quam verborum amarulentiam, referunt, qua
ille nonnunquam feruenti pietatis zelo commotus vtitur; ſanctum vero illum et fide arden- tem eiusdem animum, quo veritatem et Dei verbum colit, pauci imitantur.
Lutheri Schriften 18. Theil,
b
en
10 Me. iſtoriſche Einleitung
Anderes Capitel-
von den
Streitigfeiten Lutheri mit den Verehrern der Ari:
ftotelifchen Philoſophie und Wertheidigern des freyen Willens.
Ton ich. in dem vorhergehenden ger | erFannte, wie fehr die Theologie dadurch 9 zeiget, dab GOtt Luthero alle Diejeniz | verderbt und Die heilige Schrift mit ihren gen Gaben mitgerheilet, welche zur Dertheiz | göttlichen Wahrheiten unterdruͤcket worden. Ddigung der Wahrheit und Wiederlegung Im Jahr ısıs faste er gewiſſe Einwürfe der Irrthuͤmer noͤthig find, fo will ich nun | wieder diefelbige auf; die aber nicht mehr feine Streitigkeiten nach einander durchge | vorhanden find. Er fendefe fie an feinen als ben und von denfelben nach der-in Diefem ten Kehrmeifter D. Jodocum und zwar Band beliebten Ordnung der dahin gehöris | durch Sohann Langen, demer ineinem p.5. gen Schriften und Documenten eine Nach⸗ Schreiben unter dem 8. Febr. ısıs. da⸗ richt geben ). Che Lutherus das Werck von Nachricht gab und darinnen den Ari- der Reformation anfieng, wiederſatzte er ſich ſtotelem einen Er&verlaumder: einen Co— der Ariftotelifchen Dhilofophie und fehrieb | moedianten, der Die Kirche mit der griechi⸗ verfchiedenes gegen Diefelbige, weil er wohl fehen Larve fo ſehr genffet, und deffen an oſo⸗
EEE m Bo Bon m —— ee TE a SE Ba En —— —— — m) Es find die Streitſchriften Lutheri nicht nur mit feinen andern Büchern lateiniſch und deutſch - zufammen gedruckt und in dieTheile gebracht worden; fondern man hat auch eine befondere
Sammlung derſelbigen in lateinifcher Sprache beforgt. : Das ift ſchon bey Lutheri Lebzeiten ge- ſchehen, und zwar nach verfehiedenen Abdruͤcken und Auflagen, Davon folgende bey der Hand find: 1) propofitiones a Martino Luthero fubinde difputatz, 1531. in 8. es kan aber das niche die erſte Edition ſeyn, weil auf dem Titel fleht: additz ſunt quedam, qux in priore editione defiderantur, von welcher Auflage ich nicht melden Fan, wenn fie herausgekommen. In ber Vorrede, die Philippus Melanchthon gemacht, zeigt fich davon auch Fein Merckmaͤl. 2) theologicz propofitiones, Vitebergx difputatz, cum pra&fatione Mart. Luth. 1534. in 8. 1O2 rinnen zwar nur gewiſſe Sage Melanchthonis, Ponterani und Aepini enthalten find; ich gedencke aber diefer Schrift wegen der Vorrede Lutheri, welche voranftehee und von der ich hernach zu reden habe, wenn ich auf Lutheri Difputation wieder den Ablaß komme: 3) propofitiones D. Mart, Luth, ab initio negotii euangelici, ab autore tractatæ vsque in hunc diem, 1538. ing. worinnen nicht nur Lutheri; fondern auch einiger anderer, ald Sons, Amsdorfd, Aepini Saͤtze und Difputationen anzutreffen find; voran aber befinden fich Lurheri und Melanchthonis Vorre⸗ den, deren ich vorher gedacht habe, zugleich; jedoch fo, daß Lurheri feine bier in etwas gean- dert und weitlauftiger gemacht worden; 4) propofitiones theologic® reuerendorum virorum D. Martini Lutheri et D, Philippi Melanchthonis, continentes fummam doctrinæ, ſcriptæ et difputatz Viteberge, melches eine neue und vermehrte Auflage der vorbin angeführten Samm: lungen der Säße Lutheri und Melanchthonis ift, Die von Jaceb Kyienberg beiorget worden und zu Wittenberg 1561. in 8. herausgefommen if. Was darinnen begriffen ift, erzeblt Fa⸗ bricius in centifol. Luther, p, 427. In dem folgenden werde ich mich fonderlich auf diefe letz⸗
te Ausgabe beziehen, wenn ich der Sammlung felbft der Tateinifchen Sage und Difputationen Lutheri zu gedencken habe,
‘“ in die Streitigkeiten Iutheri. a loſpphie Koch und Unflath nennte ), wie, fheilten. Cr grief hier den Ariftotelem hart denn aus eben Diefem Brief erhellet, daß er an und behauptete, daß deffen Sittenlehre Damals eine befondere philofophifihe Schrift, der Gnade gan entgegen ſtuͤnde: daß def unter dem Titel: commenrarii in primum| fen Meynung von dem hoͤchſten Guth der phyficorum, wieder den Ariſtotelem aufge⸗ chriſtlichen Lehre zu wiederfey: daß der ganz
ſetzet; Die aber verlohren gegangen. In tze Ariſtoteles fich gegen Die Theologie eben dem folgenden Fahr 1517. hielte er die Di⸗ fo verhalte, wie Sinjternis gegen das Licht,
fpufation wieder die Theologie der u. ſ.w. Hiernaͤchſt hatte er zwey Satze von
P+6. Schullehrer und Träume des Ari⸗ der unuͤberwindlichen Unwiſſenheit wieder ſtotelis ): ſchickte ſie gedachtem Jo⸗ die Schullehrer einflieſſen laſſen, welche ihm hann Langen zu und begehrte hierauf in Gelegenheit gaben, daß er den. lo:
D.15. einem Schreiben an ?) ihn, eu möge) vembr. ı517. einen Brief an Spalatiz P16, te ihm melden, was Die Lehrer der num ) auffaste: felbige vertheidigte _
theofogifchen Facultät zu Erfurt Davon ur⸗ und u Meynung mit mehrerm erklärte.
2 Nicht
BEE RE art are rn nn ee ee n) Diefer Briefan Johann Langen, der bier ing deutſche überfeßet worden, befindet fich tor. I. epilol. Luther. 2:12. 8. p. 10, derjenige aber, dener an D. Jodocum gefihrieben, HE nicht gedruckt. 0) Sie ſteht im erften lateinifchen Jenifchen Theil p. 9. und erfien Wittenbergifchen p. 55. unter dem Zitel: ad fabferiptas conclufiones refpondebit M. Francifcus Guntherus, Northu- fenfis, pro biblia, pr&fidente R. P.D,. Martino Luthero, Anguftiniano, theologiz Vitemb, decano, loco et tempore flatuendis, MDXVII. Die in biefem Titel befindlichen Worte: pro biblia, gehen dahin, daß der Reſpondens dieſer Diſputation baccalaureus b.blicus hat werden ſollen. Gie iſt auch lateinifh in dem Buch , fo Jacob Eyſenberg unter der Aufſchrift: pro- pofitiones theologic® reuerendorum virorum Mart. Lutheri et Phil, Melanchthonis zu Wit⸗ tenberg 1561. in 8. herausgegeben und in Hrn. D, Löfchers vollftändigen Reformations: Acten und zwar in deren erſien Theil p. 540. deutſch aber im Halliſchen Theil p. 87. und im XVII. Keipzigifchen p. 143. anzutreffen. Eigentlich besrift fie den Streit wegen der Gnade Gottes und deren Wirkungen ; es ift aber auch zugleich Die Ariſtoteliſche Philoſophie angegriffen worden, Nach der damaligen Arc beſtehet fie aus kurtzen Sagen; oder Schläffen, deren im Je⸗ nifchen Theil 99, in dem Wittenbergiſchen aber 98 find, welcher Unterfiheid daher kommt, daß man den legten Satz in der Jeniſchen Samlung in der Wittendergifchen als den Befchlug angeſehen. Der Herr von Seckendorf führt in hiftor. Lutheranismi lib.1. $. 13. p.28. ein und das andere daraus an und meines, fie wäre gegen das Ende des Fahre 1517. gehalten wor: den; fie if aber fchon im Auguſt fertig geweſen, indem er fie in Diefem Monat verſchickt, wie aus deſſen Brief zu fihlieffen, den er deswegen an Sobann Langen gefchrieben und der in der gleich folgenden Note angezeiget if. Dir Hr. Cyprian geiget in feinen Anmerdungen hber “ Tengeld Bericht vom Arfang und Fortgang der Reformation p. 278. aus dem Dee anats⸗ Buch der theologiſchen Facultat zu Wittenberg, daß dieſe Diſputation den 4 Geptembr. gehal⸗ ten worden. Sie iſt eine ſehr merckwuͤrdige Schrift, weil fie noch ehe; als die Sage vom Ablas, zum Borfchein gekommen und nicht weniger, als Diefe, nachgehends angegriffen - worden. Pallavicinus gedencket derſelbigen Zibr, I. hift, concil. Tridentin. cap. 8. p. 12. und rechner fie mit andern ebenfald zu dem Neformationd: Werk: a Bi p) tom.l. epift, num. 30. p. 37. IE 3 BÄREN g) tom. 1. epitol. num. 34. p. 42. Hier hat Aurifaber auf dem Rand dieſes angemercket: vide le- &or difputationem, cuius fupra es admonitus, contra fcholafticam theologiam; er verſtehet aber